Wie eigentlich jedes Jahr, habe ich mich auch diesmal dazu entschieden dem Kennerspiel des Jahres 2015 eine Chance zu geben: Broom Service. Obwohl ich zugeben muss, das ich doch der Optik wegen eher sehr skeptisch war, erschien es mir doch eher wie ein Kinderspiel. Nunja, man kann sich ja auch täuschen, werfen wir doch zusammen mal einen Blick darauf.
Spielprinzip/Idee
In Broom Service übernehmen wir die Rolle eines Zaubertrank – Bringdienstes. Wir brauen verschiedene Zaubertränke und liefern sie an bestimmten Orten ab und bekommen dafür Siegpunkte. Dies geschieht mit Hexen und Druiden und auch eine Wetterfee haben wir unter Vertrag. Alle bieten unterschiedliche Fähigkeiten, die uns helfen unseren Lieferservice zu betreiben.
Infobox – Broom Service
Autoren | Andreas Pelikan, Alexander Pfister |
Grafiker | Vincent Dutrait |
Verlag | Ravensburger Spieleverlag GmbH, alea |
Jahr | 2015 |
Auszeichnungen | Kennerspiel des Jahres 2015 |
Thema | Kartenspiel, Fantasy |
Mechaniken | Pick-up and Deliver, Press Your Luck, Gleichzeitig |
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Spielanleitung
Die Spielanleitung ist etwas umfangreicher und es braucht einige Zeit bis man sich hindurch gearbeitet hat, dann sollten aber keine Fragen mehr offenbleiben. Falls doch, auch kein Problem. Neben der normalen ausführlichen Anleitung, ist hier noch eine kurze Zusammenfassung abgedruckt. So sollte es ziemlich leicht sein das Gesuchte schnell zu finden, ohne sich erst durch die Kapitel wühlen zu müssen. Diese Idee finde ich super.
Spielmaterial
Zunächst sind die Symbole und Texte auf den Rollenkarten und Ereigniskarten schön gestaltet und verständlich geschrieben. Die verschieden farbigen Zaubertränke sind aus Holz, fügen sich in das bunte Bild ein und tragen zur Spielatmosphäre bei.
Die Zauberstäbe, Amulette und Wolken sind aus stabiler, dicker Pappe gefertigt.
Nun zum einzigen Kritikpunkt, dem Spielplan. Dieser fällt in meinen Augen sehr unübersichtlich aus, da die Farben viel zu dominant sind und man leider teilweise gar nicht erkennen kann auf welchem Gebiet die Türme denn eigentlich stehen. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen, denn der Plan ist schlichtweg überfrachtet. Er ist zwar schön gezeichnet, doch das reißt es nicht raus. Teilweise muss man schon sehr gucken, was nun genau aneinander grenzt und welche Karte man spielen muss um auf ein benachbartes Feld zu gelangen.
Spielablauf
Zu Beginn wählt jeder Spieler eine Farbe und stellt seine 2 Spielfiguren auf die 2 Burgen auf dem Spielplan.
Dann wird eine Ereigniskarte aufgedeckt. Die Ereignisse können vor, während oder nach der Spielrunde zum Tragen kommen.
Je nach Spieleranzahl gibt es noch verwunschene Rollenkarten. Es sollte vermieden werden diese Rolle in der Runde auszuwählen, da es am Ende der Runde dafür Minuspunkte gibt.
Nun wählt jeder Spieler 4 seiner 10 Rollenkarten aus, die er in dieser Runde ausspielen möchte und nimmt sie verdeckt auf die Hand.
Es gibt verschiedene Rollen bei Broom Service:
- Es gibt die Sammler, diese beschaffen uns neue Tränke und Zauberstäbe. Spielt man diese Karte “mutig” erhält man mehr Ressourcen als wenn man sie “feige” spielt.
- Die Druiden liefern Tränke in dem Gebiet aus, in dem sie sich gerade befinden, dürfen aber nur in bestimmten Gebieten ihre Tränke ausliefern. Hier bekommt man in der “mutigen” Variante noch 3 Siegpunkte zusätzlich, während man in der “feigen” Variante keine zusätzlichen Punkte bekommt.
- Die Hexen sind ähnlich den Druiden, dürfen sich aber vorher mit ihrem Besen noch um ein Gebiet bewegen. Welches das ist, ist auf der Karte angegeben. Wird die Karte “feige” gespielt darf die Hexe sich nur bewegen und nicht ausliefern, in der “mutigen” Version darf sie beides tun.
- Die Wetterfee lässt die Wolkenplättchen verschwinden, diese blockieren nämlich den Weg und dürfen nicht betreten werden. Um eine Wolke verschwinden zu lassen, muss sich die Spielfigur angrenzend an das Feld befinden auf dem die Wolke liegt und man muss soviele Zauberstäbe abgeben, wie in dem Stern angegeben sind. Danach nimmt man das Wolkenplättchen an sich, denn dafür gibt es am Ende des Spieles noch Siegpunkte. Wird diese Karte “mutig” gespielt erhält man zusätzlich noch 3 Siegpunkte, spielt man sie “feige” so erhält man nur die Wolke.
Haben alle Spieler ihre Rollen ausgesucht beginnt der Startspieler die Runde. Er legt nun eine Karte offen auf den Tisch und sagt ob er sie “mutig” oder “feige” spielen möchte. Spielt er sie “feige”, darf er die Aktion sofort ausführen, spielt er sie “mutig”, muss er warten ob noch andere Spieler diese Karte ebenfalls gewählt haben.
Reihum muss nun jeder Spieler nun “bedienen”, indem sie entweder “weiter” sagen, wenn sie die Karte nicht auf der Hand haben, den “mutigen” Text vorlesen und den weiteren Rundenverlauf abwarten, oder den “feigen” Text vorlesen und die entsprechende Aktion sofort ausführen.
Am Ende der Runde spielt der letzte “mutige” Spieler die Aktion aus, ist er der letzte Spieler der Runde, kann er die Karte natürlich gefahrlos “mutig” spielen.
Waren alle Spieler an der Reihe und haben entweder gepasst oder die entsprechende Karte hinzu gegeben, ist der letzte “mutige” Spieler, der Startspieler für die nächste Runde. Gab es keinen neuen “mutigen” Spieler ändert sich der Startspieler nicht.
Um einen Turm mit einem Trank zu beliefern. muss man einen Trank in der Farbe des Turmdaches besitzen. Es gibt zwei Arten von Turmdächern:
- Wird der Trank an einen runden Turm ausgeliefert, erhält man sofort die Siegpunkte und legt den ausgelieferten Trank auf das Dach des Turmes. Dieses symbolisiert, das hier keine Tränke mehr abgeliefert werden können.
- Bei den eckigen Türmen erhält man ebenfalls sofort die Siegpunkte, der Trank wird aber zurück in den Vorrat gelegt, da diese Türme mehrmals beliefert werden dürfen.
Zusätzlich gibt es noch weitere Varianten, die beliebig ins Spiel eingebaut werden können:
- Sturmwolken und verschiedene Landschaftsplättchen bringen weitere Funktionen ins Spiel.
- Man kann zusätzlich Amulette sammeln, die wie die Wolken am Ende für die Anzahl der Amulette Siegpunkte bringen.
- Es gibt noch eine andere Spielplanseite, die für fortgeschrittenere Zaubertranklieferanten gedacht ist.
Sobald alle Spieler ihre Karten aufgebraucht haben, beginnt eine neue Runde.
Spielende
Nach der 7. Runde endet das Spiel. Zusätzlich zu den bereits während des Spiels erhaltenen Siegpunkten, gibt es jetzt noch Punkte für die Blitze auf den Wolken sowie übrig gebliebene Tränke und Zauberstäbe. Die Punkte für die Wolken sollte man nicht unterschätzen, denn sie können am Ende noch für einen Siegpunkteschub sorgen. Zusätzlich bekommt man noch Punkte für Sets aus den vier verschiedenen Ressourcen (3 Tränke und 1 Zauberstab) oder für jeweils 3 unterschiedliche Ressourcen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Fazit
Broom Service ist kein schlechtes Spiel, hat mich aber auch nicht wirklich überzeugt. Das liegt erstens daran, das es für mich auf keinen Fall in die Kennerspiel – Kategorie gehört, sondern in der einfachen Variante eher ein launiges Familienspiel ist.
Es ist kein Spiel in dem ich zahlreiche strategische Optionen habe um an Siegpunkte zu gelangen, langfristige Planung ist hier leider nicht möglich. Bei diesem Spiel muss man seine Mitspieler und deren Planung sehr gut einschätzen können und selbst das verhilft einem meist nicht zum Sieg. Wird eine Rollenkarte von einem Mitspieler zum falschen Zeitpunkt ausgespielt, kann es sein, das einem die ganze Rundenplanung zunichte gemacht wird, da jetzt alles in einer ganz anderen Reihenfolge zu spielen ist. Die Reihenfolge wird einem durch die “Bedienpflicht” vorgegeben.
Das Spiel ist auf jedenfall hoch interaktiv und hat eine Menge von einem Zocker – Spiel. Man spielt und optimiert hier nicht alleine vor sich hin, sondern interagiert miteinander. Die Runden sind durch die Hochs- und Tiefs sehr emotionsgeladen und lebhaft. Schadenfreude und Beschimpfungen kommen hier auf keinen Fall zu kurz 😉 .
Broom Service hat einen sehr glückslastigen Kartenmechanismus und man hat als Spieler den Verlauf nicht in den eigenen Händen. Solche Spiele sind leider nicht mein Fall und in diese Kategorie muss ich Broom Service leider einsortieren. Diesem Spiel den schwarzen Pöppel für das “Kennerspiel” zu verleihen halte ich für eine Entwertung dessen, dess es ist nicht zu vergleichen mit richtigen “Kennerspielen” wie Village” oder “Die Legenden von Andor”. Schade, Orleans wäre da eher mein Favorit gewesen, fällt es doch auch eher in die Kategorie, genau wie es in diesem und im letzten Jahr auch eher die Spiele auf der Empfehlungsliste verdient hätten prämiert zu werden, anstatt die tatsächlichen Preisträger.