Von: Steffi (3.Juni 2014)
In unserer ersten kleinen Spielrezension möchten wir Euch gerne Agricola vorstellen. Dieses sehr komplexe Spiel wurde uns von unseren Freunden aus dem hohen Norden vorgestellt, und so kam eins zum anderen. Die anfängliche Überforderung, ob der vielen Möglichkeiten und Dinge die man gleichzeitig tun sollte und wollte wich schnell Begeisterung es immer besser machen zu wollen und die verschiedenen Mechanismen die hier super ineinander greifen immer besser miteinander zu verbinden, denn kein Spiel ist hier wie das andere. Schnell war auch ein Agricola Exemplar in unser Spieleregal eingezogen und kommt bei den diversen Spieltagen regelmäßig auf den Tisch.
Infobox – Agricola
Autoren | Uwe Rosenberg |
Grafiker | Klemens Franz, Björn Pertoft |
Verlag | Lookout Games, Ystari Games, Mayfair Games, Z‑Man Games, Z‑Man Games, Inc. |
Jahr | 2007 |
Thema | Tiere, Wirtschaft, Landwirtschaft |
Mechaniken | Gebietsabgrenzung, Karten draften, Kartenhand verwalten, Variable Player Powers, Worker Placement |
Du planst “Agricola” zu kaufen?
Dann unterstütze uns doch bitte:
Agricola ist ein Spiel bei dem man immer das Gefühl hat, das einem die Zeit davonrennt. Es fehlt einem die Möglichkeit alles gleichzeitig machen zu können, bei der Vielzahl der Aktionen, die möglich sind. Alles ist nunmal nicht möglich – schnell ist die Aktion, die man in dieser Runde unbedingt machen wollte, von einem anderen Mitspieler blockiert worden und nun nicht mehr verfügbar. Da heisst es sich auf die aktuell verfügbare beste Möglichkeit zu verlegen.
Kurzbeschreibung
Agricola ist im 17. Jahrhundert in Europa angesiedelt. Hier übernimmt jeder der Spieler einen eigenen Bauernhof, den es zu bewirtschaften gilt. Dabei muss nicht nur die eigene Familie über die Jahre versorgt werden, sondern auch mit Überschuss ein gewisser Wohlstand erreicht werden. Es gibt dabei viele Wege, dieses Ziel zu erreichen und am Ende über die meisten Punkte zu verfügen.
Spielmaterial
Schon mit der Schwere der Schachtel fällt einem auf, das dort sehr viel Material enthalten sein muss. Beim Öffnen der Schachtel erschlägt es einen dann fast. Sehr, sehr üppiges, gut verarbeitetes Material aus stabiler Pappe und schön gestaltete Holzfiguren, kein Plastik im Karton. SUPER!!! Die sehr vielen Karten sind alle unterschiedlich und sehr hübsch illustriert und sehr gut zu lesen. Hinzu kommt noch ein Wertungsblock und eine umfangreiche Spielregel.
Spielanleitung
Eine klein geschriebene 8 – seitige A4 Spielregel sollte Euch nicht vorm Spiel abschrecken. Sie ist mit vielen erklärenden Beispielen und Zeichnungen versehen, die einem den Einstieg erleichtern. Zusätzlich gibt es eine Familienversion als Einsteigervariante.
Spielprinzip
Ich würde Agricola als ein sehr taktisches Worker – Placement – und Optimierungsspiel einordnen, bei dem schon kleine Fehler hart „bestraft“ werden können. Glück spielt einen untergeordneten Faktor, nur durch die zugeteilten „Ausbildungen“ und „Kleinen Anschaffungen“ kann man am Anfang etwas bevor- oder benachteiligt sein, aber selbst mit „schlechten“ Karten kann man noch einiges rausholen. Die verschiedene Karten sind in Einsteiger‑, Interaktiv‑, und Komplexdeck eingeordnet. Man kann sie am Anfang alle mischen oder sich für ein Deck entscheiden. Die einführende Familenversion wird erstmal ohne Karten gespielt. Interaktion ist in diesem Spiel nur dadurch vorhanden, das man den anderen Spielern bestimmte Aktionen vor der Nase wegschnappen kann, man sollte also auch immer im Auge haben was die Mitspieler so im Schilde führen bzw. als nächstes vorhaben könnten um später nicht ins Hintertreffen zu geraten, sonst spielt eigentlich jeder auf seinem Plan bzw. auf seinem Bauernhof.
Spielablauf
Das Spiel geht über insgesamt 14 Runden, in denen jeder Spieler versucht seinen aus 15 Feldern bestehenden Hofplan mit Äckern, Häusern, Ställen und Weiden zu füllen. Am Anfang besitzt jeder Spieler lediglich 2 Holzräume und 2 Personensteine.
Zusätzlich gibt es noch die gemeinsamen Spielbretter auf denen nach und nach die verschiedene Aktionen erscheinen, die man durchführen kann und auf die man dann seine Personensteine platziert und diese Aktion sofort durchführt. Man kann z.B. Waren erhalten (Holz, Lehm, Stein, Schilf) um damit zu bauen, Tiere nehmen (Schafe, Wildschweine und Rinder), Nährwerte erhalten, Gemüse oder Getreide nehmen, Äcker pflügen, Aussäen, Ausbildungen oder Anschaffungen machen (kleine, später auch große), Häuser und oder Ställe bauen, später auch renovieren und Familienzuwachs bekommen (damit man mehr Aktionen zur Verfügung hat).
Nach einer bestimmten Anzahl von Runden gibt es immer eine Erntezeit bei der man seine Familie mit Nahrung versorgen muss und seine Äcker ernten kann, sowie die Tiere Nachwuchs bekommen. Pro Familienmitglied muss man in jeder Ernährungsphase 2 Nährwerte abgeben, die man entweder durch Verarbeitung von Tieren, Brot backen aber auch einfach durch die Nährwertplättchen abgeben kann. Aber Achtung: Die Zeit zwischen den Ernte- und Ernährungszeiten wird am Ende des Spiels immer kürzer und man ist gezwungen noch mehr auf die Nährwerte zu schauen, sonst gibt es nämlich Bettelkarten, die pro Karte 3 Minuspunkte am Ende bringen, was es tunlichst zu vermeiden gilt.
Durch die verschiedenen Karten Ausbildungen bzw. Anschaffungen bekommt man Vorteile, kann z.B. ein Holz – gleich in ein Steinhaus renovieren, man bekommt mehr Waren, hat bestimmte Öfen bzw. Feuer- oder Kochstellen mit denen man seine Tiere in Nahrung verarbeiten kann, oder sein Getreide in Brot.
Am Ende der 14. Runde gibt es eine letzte Erntezeit. Danach wird gewertet. Es gibt Punkte für die Anzahl von Tieren, Getreide und Gemüse, Häusern (gestaffelt nach Holz, Lehm und Steinhäusern), Familienmitgliedern, Äckern, Weiden mit oder ohne Ställe, Punkte für Karten und diverse Sonderpunkte. Sollte man noch freie Hoffelder haben bzw. von den gewerteten Dinge nichts besitzen bzw. zu wenig, bekommt man Minuspunkte.
Spieleranzahl und Spieldauer
Das Spiel ist für 1 bis 5 Spieler ausgelegt. Wir haben es außer in der Solovariante schon in allen möglichen Versionen ob zu 2., 3., 4., oder 5. ausprobiert und es funktioniert in allen einwandfrei. Pro Mitspieler dauert es mindestens 30 Minuten, was bei einem 5 Personen Spiel schon mal ein abendfüllendes Programm sein könnte, es wird aber nie langweilig.
Fazit
Bitte von der sehr komplexen und langen Anleitung nicht abschrecken lassen, ihr würdet wirklich eines der besten Spiele verpassen. Wenn man sich einmal durch die Anleitung durchgefuchst hat, dann lässt es einen nicht mehr los und man will sich immer wieder verbessern.
Mit um die 40€ ist das Spiel nicht gerade günstig, aber aufgrund der Fülle an Material ist der Preis auf alle Fälle gerechtfertigt. Es ist wie von Uwe Rosenberg nicht anders zu erwarten ein sehr hochwertiges und sehr komplexes Spiel. Wird man am Anfang durch die Fülle an Möglichkeiten und Aktionen erschlagen, weicht diese spätestens nach dem 3.ten. Spiel der Vorfreude darauf es nochmal zu probieren und besser zu machen. Auch die Länge des Spieles schreckt nicht ab. 30 Minuten pro Spieler bei 5 Spielern klingt lang, ist es aber nicht. Man muss immer auf die Aktionen der Mitspieler achten und immer einen Plan B in der Hinterhand haben, wenn einem mal wieder die Aktion vor der Nase weg geschnappt worden ist, oder man kurz vor der Erntezeit immer noch nicht genügend Nährwerte hat. Man ist also immer beschäftigt, sei es im eigenen oder im Zug der Mitspieler um dann eventuell nochmal umzudenken oder zu reagieren oder seine Materialien nochmal nachzuzählen, weil man doch jetzt andere braucht als vorher geplant.
Agricola verdient zurecht den „Deutschen Spielepreis“ 2008 und den Sonderpreis „Komplexes Spiel“ 2008 und noch viele Preise mehr. Das Spiel macht süchtig und wird in unserem Spieleregal niemals staubig.
In der Zwischenzeit ist schon eine große Erweiterung „Die Moorbauern“ und zusätzlich noch einige kleinere Erweiterungen bzw. Decks erschienen. Auf die Moorbauern Erweiterung gehen wir in einer separaten Bewertung noch ein, zu den vielen kleinen können wir noch nicht soviel sagen, da noch nicht ausprobiert. Sobald sich das ändert werden wir gerne 1 – 2 Sätze dazu schreiben. Hauptsächlich enthalten diese kleinen Decks neue Anschaffungen und Ausbildungen, vieles davon ist ernst gemeint, einiges andere wir z.B. das Tannenbäumchendeck oder die Alien – Erweiterung bestimmt weniger, was dem Spielspaß aber sicherlich keinen Abbruch tut.
Tipps:
Beim Spiel sind für das Material nur die üblichen Tütchen mit dabei. Besser geht es unserer Meinung nach mit Sortimentskästen, die es z.B. bei Conrad gibt.
Gebraucht werden 2x5-fach Sortimentskästen, einer für das Spielmaterial jeden Spielers und einer für die anderen Marken. Ausserdem noch einen 1x6-fachen für die Rohstoffe.
Unsere Wertungen
Gesamtwertung: | 9.2 /10.0 |
Martin | |
Das war meine “Einstiegsdroge”, die mich motiviert hat, weitere komplexe Spiele zu spielen, die ich auch nach Jahren immer wieder gern auf dem Tisch habe. Durch die Unzahl von Möglichkeiten, die sich durch die unterschiedlichen Ausbildungs- und Anschaffungskartendecks bieten, ist jede Partie anders und man muß sich erneut den geänderten Begebenheiten anpassen. Einfach sehr schön – top! Wer es noch nicht kennt, UNBEDINGT spielen! | |
Peter | |
Steffi | |
Mit Agricola fing alles an. Es war unser Einstieg in die Welt der komplexen Spiele. Das erste mal bei unseren Freunden im hohen Norden getestet, war der Funke sofort übergesprungen. Obwohl bei den ersten Partien noch die Köpfe rauchten, wollten wir es immer wieder spielen, um es beim nächsten Mal besser zu machen. So landete das Spiel auch bald in unserem Spieleschrank und wird seitdem in regelmäßigen Abständen gespielt. Ein heftig komplexes Workerplacementspiel mit Ressourcenmanagement, in dem man immer mehr machen will als man kann. Aber gerade dies macht den Reiz des Spieles aus, immer neue Möglichkeiten zu entdecken und alles besser zu machen und zu optimieren. Es ist ein dicker Brocken mit extrem viel Material und durch die verschiedenen Kartendecks auch jedesmal anders, da man ja auch nicht immer die gleichen Karten bekommt. Man steht stets vor völlig neuen Problemen, muss sich um Nahrung kümmern, den Hof ausbauen, Nachwuchs erzeugen, Äcker bewirtschaften und seine Viehzucht vergrößern. Dann brauch man auch noch Spezialisten auf dem Hof, das heißt die Leute wollen ausgebildet werden, Anschaffungen müssen gemacht werden und das alles in nur 14 Runden. Alles klar? Agricola ist immer noch eins meiner absoluten Lieblingsspiele, es mich immer noch packt an meinem Hof rumzutüfteln. Danke Uwe Rosenberg für dieses tolle Spiel und viele andere weitere in der Kategorie. Für mich die volle Punktzahl und eine absolute Empfehlung für Freunde von komplexen Strategiekrachern die sich nicht davor scheuen etwas länger am Tisch zu sitzen. | |
Alexander | |
Agricola ist ein sehr schönes Spiel, dass den Zufall der aufgedeckten Rundenkarten geschickt mit Strategie und Taktik zu verknüpfen weiß. Allein … nie hat man genug Leute, um all das zu erledigen, was man tun möchte | |
Constance | |
Gut konzipiertes Spiel , bei dem man wieder alles bedenken muss, nur was man einnimmt kann man ausgeben . Natürlich auch, wie man Siegpunkte macht . |