An diesem Wochenende war es nun endlich soweit. Es ging zur von Hunter & Cron organisierten Berlin Brettspiel Convention 2016. Die Tickets dafür hatten wir über deren Kickstarter Kampagne erworben, wo die beiden neues Streaming – Material für ihre Videos und als großes Stretch – Goal sogar noch die Reise zur Gen Con nach Indianapolis finanziert bekommen haben.
Nach einer sehr unruhigen Nacht mit wenig Schlaf wurde der auf 4 Uhr gestellte Wecker gar nicht mehr benötigt, da wir leider beide bereits wach waren. War es die Aufregung? Man weiß es nicht. So konnten wir uns mit dem Anziehen und dem letzten Zusammenräumen aber genügend Zeit lassen, ehe wir um 4:20 mit Rucksack und Tasche leise durchs Treppenhaus schlichen. Ich öffnete schon einmal die Kellertür und holte die dort gestern schon geparkte Kiste mit den Spielen für den Flohmarkt und die Getränketasche nach oben. In der Zwischenzeit kam Martin mit dem Auto vorgefahren und wir packten in Ruhe alles in den Kofferraum.
Nun ging es auf zu dieser Uhrzeit noch mehr als leeren Straßen zur Tankstelle und danach zu Peter & Constance. Dort standen schon zwei Sechser – Träger Wasser am Zaun und nach ein paar Minuten tauchte auch Peter mit dem restlichen Gepäck schon auf. Als alles verstaut war gesellte sich auch Constance zu unserer Reisegruppe, sodass wir um ca. 5:11 in Richtung der Landeshauptstadt Berlin aufbrachen.
Auf der Fahrt ging es dank guter Musik und dazugehöriger guter Stimmung echt lustig und gesprächig zu. So gegen 07:00 legten wir dann noch einen Frühstücksstopp in Höhe der Magdeburger Börde ein. Gut gestärkt mit Würstchen, Frikadellen und Brötchen konnten wir den letzten Rest noch in Angriff nehmen.
Um kurz vor 09:00 erreichten wir das Parkhaus an der Rathauspassage, welches von der Location nicht so weit entfernt liegen sollte. Doch wie genau kommen wir da jetzt hin? Wir sahen zwar die Gebäude, wo es stattfinden sollte, aber fanden nirgends ein Plakat oder ähnliches. Was nun? Sofort sprach uns ein netter Herr an, ob wir denn wohl auch zur Berlin Brettspiel Con wollten. Wie er das wohl erraten hatte? Mag es an der großen Spielekiste gelegen haben?
So unterhielten wir uns mit ihm, während wir zusammen zum Eingang der Berliner Spreewerkstätten geführt wurden. Er ist nicht als Besucher, sondern als Aussteller hier um uns das Spiel “The Arrival” von Martin Wallace näherzubringen. Davon habe ich auch schon gehört, doch leider haben wir es im Laufe der 2 Tage nicht geschafft ein Probespiel des Prototyps zu machen. Entweder war der Tisch belegt oder der gute Herr am 2ten Tag irgendwie nicht mehr aufzufinden. So erreichten wir ein paar Minuten nach 9, die doch etwas schwer zu findende Eingangstür, vor der sich ein bekanntes Gesicht zeigte. Hunter unterhielt sich dort und wir wurden sehr nett begrüßt. Seine Stimme hatte in der letzten Zeit sehr gelitten, so dass er ziemlich heiser war, der Arme. So eine Organisation fordert ihren Tribut.
An der Kasse brauchte ich nur meinen Namen zu sagen und wir erhielten unsere Supporter-Badges, wo wir nur noch unsere Namen eintragen mussten.
Gleich hinter der Kasse empfing uns dann der Flohmarkt. Hier herrschte schon reger Betrieb, die Frau von Cron war emsig damit beschäftigt, alle Spiele auf die Tische zu bekommen und in die Listen einzutragen. Nun kamen auch wir noch mit unserer großen Kiste und einem Pappkarton an. Zum Glück hatten wir schon etwas Erfahrung von der Brett und so hatten wir unsere Spiele schon mit kleinen Karteikarten beschriftet, nur leider hatte ich die dazugehörige Liste zu Hause vergessen. So musste unser ganzes Zeug erstmal registriert und in Listen eingetragen werden. Hier nochmal ein riesiges Dankeschön an die Flohmarkt – Crew. Das habt ihr wirklich super gemacht!
Hier trafen wir auch Cron zum ersten Mal und wurden sogar mit Handschlag begrüßt, wirklich nett und sehr nahbar die beiden Jungs. Nachdem wir nun unsere Flohmarktschätze abgegeben hatten, begannen wir erstmal einen ausgiebigen Rundgang über das Gelände.
Gleich neben dem Flohmarkt war ein großer Händlerstand vom brettspielgeschaeft.de aufgebaut. Auch dort war man noch fleißig am auspacken und sortieren, denn wir durften ja aufgrund unserer Supporter-Tickets schon eine Stunde vorher hinein. Wir schauten uns dort ein wenig um, denn schließlich bekamen wir ja einmalig 10% auf ein einen Einkauf. Aber das konnten wir uns ja noch für später aufheben, wenn alles an seiner richtigen Stelle ist.
Gleich neben dem Treppenaufgang befindet sich der Turnierraum, in dem die verschiedenen Brettspielturniere stattfanden.
Im ersten Stock stößt man gleich sofort auf die riesige Spieleausleihe, die sehr gut sortiert ist, und wo man alles sogar noch selbst auspöppeln darf, da vieles noch original verpackt ist. Was für eine Herausforderung!
Rechts ging es in den großen Spielraum, vorher kamen wir noch an den Tischen von Huch & Friends vorbei. Am Eingang des großen Raumes hatte Kosmos seine Tische aufgebaut und man war noch damit beschäftigt die Spiele aus den Kartons auf die Tische zu bringen. Hier konnte man unter anderem das Spiel “Imhotep” ausprobieren, welches ja auf der Nominierungsliste zum “Spiel des Jahres 2016” stand.
Hier trafen wir auch ein bekanntes Gesicht: Der Autor Björn Müller-Matzig lief uns hier über den Weg. Er ist mit seinem ersten Spiel “Da Yunhe” hier vor Ort, von welchem wir ja ein Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen haben. Er empfahl uns eine Partei Imhotep zu probieren, da er das Spiel sehr gut finden würde. Doch erst einmal wollten wir uns noch ein bisschen umsehen, solange es hier noch relativ ruhig zuging.
Am Ende des großen Raumes hatte Dlp Games noch seinen Verkaufsstand, zwischen den vielen Tischen war auch What’s your Game vertreten, die so tolle Spiele wie Nippon, Zhangguo und Madeira herausgebracht haben, und hier auch die relativ neuen Spiele Vasco da Gama und Signorie im Gepäck hatten. Leider ist es teilweise zwischen den Tischen sehr eng gewesen, so dass man teilweise sehr viel Geschick brauchte um durchzukommen. Wir hoffen, das es beim nächsten Mal bessere Stühle gibt, man saß irgendwie sehr unbequem und hatte immer Angst man könne evtl. durchbrechen und vom Stuhl fallen.
Nachdem wir im großen Raum durch waren wurde noch die andere Seite der Treppe in Augenschein genommen. In einem langen Gang waren hier einige Spieleautoren mit ihren Prototypen anzutreffen. Das fand ich nicht ganz so gelungen, da es hier sehr düster war und die Leute hier immer vorbeilaufen mussten. Der Platz war auch relativ klein und es herrschte eigentlich hauptsächlich Durchgangsverkehr. Dahinter gab es eine erneute Spieleausleihe und die verschiedenen Spielevereine aus Berlin waren hier vertreten. Auch der Raum in dem der Live-Stream und die Panels stattfanden befand sich hier am Ende des Ganges. Unter anderem auch das Neue Spiel “Cottage Garden” von Uwe Rosenberg, das zur Spiel erscheinen wird.
Wir hatten nun schon soweit alles gesehen und wollten nun doch einmal das Spiel “Imhotep” ausprobieren, wurde es uns doch so ans Herz gelegt. So ging es wieder zurück an die Tische vom Kosmos – Verlag, wo wir noch einen freien Tisch ergattern konnten. Ganz frisch aus dem Druck, war das Spiel hier noch original verpackt und wir mussten erstmal etwas Zeit zum Auspöppeln verwenden. Anschließend kam eine nette Erklärerin vorbei um uns das Spiel zu erläutern. Im Endeffekt geht es darum im alten Ägypten am Bau verschiedener Gebäude mitzuwirken und seine Steine geschickt auf die Boote zu verteilen um am Ende am meisten Siegpunkte zu bekommen. Nett, aber für uns ungeeignet, eher ein anspruchsvolleres Kinderspiel, bzw. seichtes Familienspiel.
Im Anschluß daran folgte noch einmal eine Runde durch den großen Raum, wobei sich Martin und Peter das neue Spiel von Schmidt-Spiele erklären ließen “Die Baumeister vom Colosseum” von Klaus-Jürgen Wrede (dem Autor von Carcassone). Das Spiel gibt es wohl erst im Oktober im Handel, so dass wir hier einen Prototypen zum Testen und Erklären vor uns hatten. Auf den ersten Blick erinnerte es uns an das Spiel Colosseum (von DaysOfWonder) was schon vor einigen Jahren erschienen ist, jedoch verflüchtigte sich dieser Eindruck schnell. Denn hier gilt es, Ressourcen zu sammeln um damit die einzelnen Bauabschnitte des Colosseums aufzubauen und damit Siegpunkte zu erhalten.
Nun wollten wir erstmal ein bißchen frische Luft schnappen. Auf der Bank vor der Eingangstür machten wir es uns bequem und aßen ein paar Würstchen und Frikadellen. Hier beschlossen wir, das wir erstmal das Brettspielgeschäft besuchen wollten, von dem der Händler hier vor Ort ist. Peter hatte sich mit dem Besitzer unterhalten und nach bestimmten Erweiterungen von Zombicide gefragt. Diese hatte er leider nicht mit auf die Con genommen, aber im Geschäft könnte es sein, dass noch einiges da wäre. Also hatten wir einen neuen Punkt auf der Tagesordnung: Das brettspielgeschaeft.de besuchen.
Peter informierte Constance und es stellte sich heraus, das sie noch ganz in der Nähe im Einkaufszentrum Alexa unterwegs war und mit uns mitkommen wollte. So trafen wir uns alle am Auto und fuhren direkt zum Geschäft. Einen Parkplatz fanden wir am Jahn-Sportpark um die Ecke. Das Brettspielgeschäft liegt direkt an der Straße. Es ist angenehm groß und geräumig und hat jede Menge Auswahl. Auch eine extra Abteilung mit englischen Spielen gibt es hier. Würden wir mal in Berlin wohnen, wären wir sicherlich öfters vor Ort 😉 .
Sofort durchstöberten wir den Laden. Peter fand ziemlich schnell wonach er suchte. 2 Packungen von den V.I.P. Zombies zu einem vernünftigen Preis und wir bekamen dazu noch die 10% vom Supporter-Ticket, das hatte sich doch gelohnt. Ich entschied mich für das Spiel “Vasco da Gama” welches ich ja schon auf der Veranstaltung gesehen hatte. So verließen wir das Geschäft wieder in Richtung Auto.
Constance und Martin wollten nun noch einen kurzen Abstecher zu einem Mauermuseum machen, welches ganz in der Nähe liegen sollte. Die Einkäufe wurden kurz im Auto verstaut und schon ging es zu Fuß, bei inzwischen schon sehr warmen Temperaturen weiter. Doch leider wurden wir nicht so ganz fündig, hier stand keine Mauer mehr. Also ging es zurück zum Auto. Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel kamen wir allerdings noch an einem Stück Mauer vorbei, dort gab es auch ein kleines Museum, aber nun hielten wir nicht mehr an.
Peter hatte bei der Hinfahrt einen Laden für Tabletop erspäht, den wir jetzt noch aufsuchen wollte. Die Fahrt dorthin zog sich allerdings ziemlich. Hier fanden wir in der Nebenstraße einen Parkplatz. Im “Southside Fantasy” tümmelten sich allerhand Spieler in schwarzen Klamotten und spielten Tabletop und Kartenspiele an einem langen Tisch. Aufgrund der Fülle an Leuten war es hier relativ stickig und so gingen Constance und ich nach einer kurzen Stippvisite wieder hinaus. Peter kam nach einer Weile mit einer Tüte freudestrahlend heraus. Hier hatten sie doch tatsächlich noch ein Paket der Zombicide Crows auf Lager gehabt. Diese ist zur Zeit nur sehr schwer zu bekommen, umso besser das sich dieser etwas weite Abstecher letztendlich doch gelohnt hatte. Dafür war der geplante Besuch von Battlefield Berlin dann überflüssig. Sorry Jungs! Nun wollten wir aber wieder zurück um zu spielen. Dafür mussten wir wieder quer durch die Stadt fahren, auch ging es durch einen langen Tunnel mitten in der Stadt. Constance setzten wir wunschgemäß in der Nähe vom Checkpoint Charlie aus.
Nun steuerten wir wieder das schon bewährte Parkhaus an und gingen wieder hinüber zur Convention. Ein erster Blick viel wieder auf den Flohmarkt. Hier waren leider immer noch nicht alle unserer Spiele ausgepackt, aber nach und nach wurde es mehr. Der Besucherstrom schien auch nicht abzureissen und es tauchten immer wieder neue Gäste auf. Es schien als sei auch ein Teil schon verkauft worden. Naja, wir werden das Endresultat morgen sehen.
Da in dem großen Spielraum alle interessanten Spieletische leider belegt waren, begaben wir uns an andere Ende der Etage, wo die verschiedenen Spielevereine aus Berlin saßen. Hier ergatterten wir einen Tisch direkt vor der Tür zu den Panels und den Live – Streaming Events und liehen uns das Spiel Viceroy aus. Dies entpuppte sich als ein Kartenspiel mit Biet- und Ressourcenmanagements. Wir kämpfen um die Macht und müssen dabei zahlreiche Verbündete rekrutieren um durch diese an wertvolle Edelsteine zu gelangen. Dabei baut jeder Spieler mit Hilfe der Verbündeten- und Gesetzeskarten seine eigene Pyramide der Macht aus. Wenn man das Spiel einmal verstanden hat, ist es doch relativ strategisch und auf einem gehobenen Familienspiellevel. Nett, aber nicht so ganz unser Ding.
Während des Spiels kam auch der Autor von “Die Legenden von Andor” Michael Menzel aus dem Panelraum. Er hatte den dritten und voraussichtlich letzten Teil der Trilogie “Die letzte Hoffnung” unter dem Arm geklemmt. Wir sind mal gespannt, wann es das zu kaufen gibt.
Gleich im Anschluss hatten wir das Glück, das in dem großen Raum gerade eine Partie Trickerion zu Ende gegangen war. So setzten wir uns gleich an den frei gewordenen Tisch und ließen uns das Spiel erklären. Wir haben es auch zu Hause rumliegen, es bis jetzt aber noch nicht geschafft zu spielen. Da wir es auch leider nur in Englisch haben, können wir uns so das Studieren der doch relativ dicken Anleitung erstmal ersparen. In Trickerion nehmen wir an einem Wettstreit teil, um am Ende der Meister der Magie zu werden. Dafür schlüpfen wir in die Rolle rivalisierender Illusionisten. Zu Beginn starten wir mit nur einem Zaubertrick und einem Gehilfen. Wir suchen verschiedene Orte auf, an dem wir verschiedene Aktionen ausführen können. Wir heuern neue Gehilfen an, besorgen uns die Ausrüstung für unsere Zaubertricks und basteln an der Perfektion – doch nicht ohne auf dem Markt die benötigten Waren gekauft zu haben. Am Rundenende werden die verschiedenen Zaubertricks aufgeführt um Ruhm und Geld zu ernten, denn nur so können wir zum großartigsten Magier werden.
Trickerion ist ein wirklich ziemlich geniales Spiel, mit tollen Mechanismen, die gut ineinandergreifen und funktionieren. Man muss aber erst einmal durchsteigen, bevor sich einem das Spiel in seiner ganzen Schönheit und Komplexität zeigt. Zuerst hat man nur ???? auf dem Kopf und fühlt sich ziemlich erschlagen. Aber niemand hat behauptet das das Spiel einfach wäre. Wir müssen hier auch mal einen großen Dank an die vielen Regelerklärer aussprechen, denn ohne sie, hätten wir nicht so schnell in das Spiel hineingefunden. Und wir hatten ja nur das Einsteigerspiel gespielt, es geht also noch viel anspruchsvoller und komplexer. Genial. Selbst Peter, der mit dem Thema überhaupt nichts anfangen kann, war begeistert davon. Eine Rezension folgt natürlich noch…
Constance hatte sich in der Zwischenzeit schon bei Peter gemeldet und nach unseren weiteren Plänen gefragt. Wir verabredeten uns wieder beim Auto und fuhren anschließend gemeinsam zum Hotel, das ziemlich zentral in der Nähe vom Potsdamer Platz gelegen ist. Dort angekommen entpuppte sich die Parkplatzsuche als relativ schwierig. In dem zum Hotel gehörigen Parkhaus war leider nichts mehr frei und so mussten wir mühevoll dort wieder hinaus manövrieren. Dieses Parkhaus ist der Super Gau. Total verwinkelt, eng und viel zu wenig Plätze für 3 Hotels. So blieb uns nichts Anderes übrig als um den Block zu fahren und einen Parkplatz an der Straße zu nehmen. Blöd, aber ging nicht anders und war wenigstens kostenlos. Im Hotel checkten wir kurz ein, machten uns frisch und gingen dann zu Fuß zu dem um die Ecke liegenden Italiener Marinelli. Diesen hatten wir übers Internet ausfindig gemacht, als wir uns nach Restaurants in der Nähe umschauten. Italiener geht immer. Optisch ist es sehr ansprechend, nur waren wir mit den Speisen nicht so zufrieden. Peter hatte sich das teuerste Nudelgericht ausgesucht und bekam nur eine Kinderportion, währenddessen Constance eine Spaghetti Carbonara ausgewählt hatte, aber einen riesigen Teller serviert bekam. Das passte irgendwie von den Portionen und Preisen nicht. Martin und ich kämpften hingegen mit unserer riesigen Pizza, die zwar lecker, aber auch nichts Besonderes war. Da lieben wir doch unseren Hamburger Italiener “Angelo”, da wissen wir, was wir bekommen. Peter war jedenfalls mehr als gefrustet und am Verhungern. Gegen 22:30 waren wir wieder im Hotel und fielen auch gleich todmüde in die Betten, es war ein langer Tag.
Sonntag: Hohenschönhausen und Con
Am nächsten Morgen waren wir um kurz nach 7 Uhr schon wieder munter, obwohl wir noch einige Zeit hätten schlafen können. Die anderen Beiden gaben auch schon Laute von sich per Whatsapp und waren schon munter. Peter saß schon unten und hatte sein 1stes Frühstück schon hinter sich. Etwas zerknittert sah er aus, er hatte auch nicht so gut geschlafen, Nacken- und Kopfschmerzen. Constance kam nach kurzer Zeit auch hinunter und nun saßen wir noch einige Zeit unten zusammen, frühstückten in Ruhe und tranken Kaffee und Tee. Nach dem Frühstück packten wir im Zimmer die restlichen Sachen zusammen und verließen gegen kurz nach 9 Uhr das Hotel. Wir hatten verabredet heute Morgen zusammen die Gedenkstätte Berlin – Hohenschönhausen zu besuchen.
Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Stasigefängnis. Hier wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein sowjetisches Speziallager eingerichtet, danach das zentrale sowjetische Untersuchungsgefängnis für Ostdeutschland. Anfang 1951 übernahm das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) das Gefängnis und nutzte es bis Ende 1989 als zentrale Untersuchungshaftanstalt. In diesem leerstehenden Fabrikgebäude, welches früher eine Großküche war entstand ab 1947 das zentrale sowjetische Untersuchungsgefängnis für Deutschland. Häftlinge mussten im Keller fensterlose, bunkerartige Zellen einrichten: das sogenannte “U – Boot”. Die feuchtkalten Kammern waren nur mit einer Holzpritsche und einem Kübel ausgestattet. Tag und Nacht brannte eine Glühbirne. Die Verhöre fanden vor allem nachts statt und waren oft von Drohungen und körperlicher Gewalt begleitet. Ehemalige Häftlinge berichteten später, wie sie durch Schlafentzug, stundenlanges Stehen, tagelangen Arrest oder Aufenthalt in Wasserzellen zu Geständnissen gezwungen wurden. Ende der 50ziger Jahre mussten Häftlinge eines benachbarten Arbeitslagers des MfS einen Neubau mit über 200 Zellen und Vernehmerzimmern errichten. Festgehalten wurden hier vor allem Menschen, die versucht hatten zu fliehen oder auszureisen oder die wegen ihrer politischen Meinung verfolgt wurden. Statt mit physischer Gewalt wurde den Häftlingen nun mit psychologischen Methoden zugesetzt. Über den Ort ihrer Haft ließ man sie bewusst im Unklaren. Systematisch bekamen sie das Gefühl vermittelt, einem allmächtigen Staat ausgeliefert zu sein. Von der Außenwelt hermetisch abgeschnitten und von den Mitgefangenen meist streng isoliert, wurden sie durch gut ausgebildete Vernehmer oft monatelang verhört, um sie zu belastenden Aussagen zu bewegen. (Quelle: Flyer der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen: Das STASI-Gefängnis)
Für die erste Führung um 10:00 kamen wir leider etwas zu spät. So mussten wir noch bis zum 11:00 warten, ehe es losgehen konnte. In dieser Zeit konnten wir wunderbar die dazugehörige Ausstellung anschauen. Um kurz vor 11:00 waren wir wieder in der Cafeteria, wo die Führung starten sollte. Inzwischen war die wartende Menge auf ca. 50 Personen angestiegen, so dass sich gleich 2 Führer unserer annahmen und uns in 2 Gruppen aufteilten. Da wir 4 ja dafür bekannt sind, immer die besonderen Führungen zu besuchen, taten wir dies auch diesmal zufälligerweise.Unsere Führung übernahm ein ehemaliger Häftling, Hendrik Voigtländer. Er erzählte sehr emotional und authentisch über sein Leben hier in diesem Gefängnis. Man konnte ihm jegliche Frage stellen, die er mit Engelsgeduld beantwortete. Man merkte richtig, wie wichtig ihm das war, den Leuten zu erzählen, wie es hier wirklich gewesen ist und was alles passiert ist. Er ließ uns richtig an der Führung teilhaben, zeigte uns seine Stasiakte, erzählte uns seine Geschichte, wie er versucht hatte zu fliehen und was nach seiner Festnahme alles passiert ist. Auch ließ er die Erzählungen durch Geräusche, z.B. lautes Brüllen, Klopfen und dergleichen sehr “echt” wirken. Es war kein Aufzählen von irgendwelchen Fakten und Statistiken, sondern eine sehr ehrliche und beklemmende Führung, die ihre Wirkung hinterließ.
Nachdem wir wieder am Eingang angekommen waren, stellten wir fest, das wir nicht nur eine Stunde sondern mehr als 90 Minuten durch die Räumlichkeiten geführt wurden.
So ging es wieder in Richtung der Berlin Brettspiel Con 2016, wo wir aber am heutigen Sonntag auf dem Mittelstreifen parken konnten. Hier wurde noch das letzte Brot, Frikadellen und Würstchen vertilgt, ehe Constance sich zum DDR – Museum begab und wir nochmal zum Spielen gehen wollten. Heute war es gefühlt voller; das regnerische Wetter vom Vormittag lud auch nicht so zu Aussenaktivitäten ein. Auf dem Flohmarkt hatte sich einiges getan, vieles von unseren Spielen war verschwunden, das freute uns sehr. So begaben wir uns wieder nach oben zur Spielausleihe. Nun wollten wir endlich mal Evolution ausprobieren, das stand schon etwas länger auf der Liste von Peter. Da alle Tische belegt waren, durften wir uns an einen freien Tisch beim Kosmos Verlag setzten, obwohl wir ein Spiel von Schmidt – Spiele in der Hand hatten. Auch dieses Spiel musste noch ausgepöppelt werden, in der Zwischenzeit studierte Martin die Regel. Begleitet wurden wir bei dieser Partie von Daniela, die uns gefragt hatte, ob sie sich zu uns gesellen könnte.
In diesem Spiel stehen wir noch ganz am Anfang der Evolution, zur Zeit der Dinosaurier. Hier hieß es Fressen oder Gefressen werden. Hier würde entschieden werden, welche Spezies überlebensfähig ist und welche dem Untergang geweiht waren. Wir müssen taktisch entscheiden, wie wir unsere Tierarten anpassen und weiterentwickeln müssen, um bei knapper Nahrung und lauernden Raubtieren, überlebensfähig zu bleiben. Gegebenheiten müssen geschickt genutzt und auf Veränderungen reagiert werden. Ein nettes, kurzweiliges Spiel, das eine sanfte Einstiegshürde hat, aber doch ein wenig Strategie erfordert. Wir hätten nicht gedacht, das es so interessant und lustig ist.
Da die Zeit leider schon sehr fortgeschritten war, mussten wir nun schon unsere Flohmarktsachen wieder einpacken und die Abrechnung machen. Während ich die übrigen Spiele wieder in der Kiste verstaute, wagte sich Martin schon an die Abrechnung. Satte 161€ brachte uns der Verkauf. Wow, damit hatten wir nicht mehr gerechnet. Ein paar Spiele spendeten wir, der Rest kam wieder mit nach Hannover. In der Zwischenzeit war Constance bereits wieder eingetroffen und verspeiste eine Portion Pommes, währenddessen Martin mit dem Auto vorgefahren kam. Übringens war ein wunderbares Catering im Food-Truck vor Ort – LECKER!:
So wurde alles eingeladen und wir verabschiedeten uns von der Berlin Brettspiel Con 2016 Nun ging es noch zum Schokoladenladen von der Firma Fassbender & Rausch. Da Martin meinte das wären nur 500 Meter bis dahin, ließen wir das Auto in der Nähe der Veranstaltung stehen.
Aber mit der Entfernung das klappte irgendwie nicht so, gefühlt war es eine 2000 Meter lange Wanderung bis der Laden in der Ferne auftauchte (Martin: Wäre ja sonst niemand mitgekommen 😉 ) . Und hier hätte man so gut parken können. Die leckeren Törtchen und der leckere Kakao entschädigten ein wenig für den langen Fußmarsch, doch ließen sie sich ihre leckeren Teilchen auch bezahlen.
Zurück war der Weg dann auf einmal mindestens um die Hälfte kürzer, so dass wir gegen 18:30 die Heimreise antraten. Die Fahrt verlief relativ ereignislos, ein paar kürzere Behinderungen und einen Raststättenstop später erreichten wir gegen 22:00 unser erstes Ziel. Wir verabschiedeten uns von Peter & Constance und waren selbst dank eines reservierten Parkplatzes auch selbst gegen 22:45 zu Hause und um 23:30 im Bett. Zufrieden schliefen wir auf der Stelle ein, das war ein tolles und erlebnisreiches Wochenende.
Wir freuen uns auf das nächste Jahr. Auf Wiedersehen Berlin und Danke an Hunter & Cron und die ganzen Helfer für die tolle Veranstaltung und die ganze Mühe die ihr dort investiert habt.