Heute möchten wir euch das Spiel Funkenschlag von Friedemann Friese vorstellen. Der 2F Verlag von ihm hat es herausgebracht und kann von 2 – 6 Spielern gespielt werden. Es ist mit einer Spieldauer von ca. 2h angegeben.
Dieses Spiel haben wir uns einfach aufgrund der vielen positiven Bewertungen in diversen Foren und Spielzeitschriften auf der Spiel zugelegt und wir müssen sagen, wir sind nicht enttäuscht worden. Wir können es auch Wenigspielern ans Herz legen, da die Regeln sehr einfach zu lernen sind (Anleitung hat nur 4 Seiten).
Spielprinzip/Idee
In diesem Spiel übernehmen wir die Rolle eines Stromkonzerns und müssen unser Stromnetz ausbauen. Es ist eine Wirtschaftssimulation, bei der wir die Energieversorgung eines Landes übernehmen. Natürlich brauchen wir dafür auch Kraftwerke die mit verschiedenen Ressourcen wie Kohle, Öl, Müll ‚Atom und auch Wind betrieben werden. Wir ersteigern Kraftwerke und müssen diese mit Rohstoffen bestücken, um sie betreiben zu können. Ebenso darf der Ausbau des Stromnetzes nicht aus den Augen verloren werden, um die wachsende Anzahl von Städten mit Strom versorgen zu können. Wer steigt also zum erfolgreichsten Energieunternehmer auf?
Infobox – Funkenschlag
Autoren | Friedemann Friese |
Grafiker | Antonio Dessi, Maura Kalusky, Lars-Arne “Maura” Kalusky, Prapach Lapamnuaysap, Harald Lieske |
Verlag | Lautapelit.fi, 2F Spiele, Rio Grande Games, Giochi Uniti |
Jahr | 2004 |
Thema | Industrie /Produktion, Wirtschaft |
Mechaniken | Auktion/Gebote, Route/Network Building |
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Spielmaterial
Beim ersten Öffnen der Schachtel macht sich erstmal Ernüchterung breit. Ein doppelseitig bedruckter Spielplan, ein paar Häuschen in verschiedenen Farben und verschiedene Rohstoffe aus Holz dazu ein paar merkwürdig erscheinende Karten. Und das ist alles? Ja ist es, und das ist auch gut so und reicht vollkommen aus. Wenn man das Spielprinzip verinnerlicht hat, weiß man das vielmehr zu diesem tollen Spiel nicht nötig ist, also davon nicht abschrecken lassen.
Inhalt
- 1 doppelseitiger Spielplan (Deutschland und USA)
– 6 x 22 Holzhäuschen
– 84 Rohstoffe
– Spielgeld
– 6 Übersichtskarten
– 43 Kraftwerkskarten
Die Materialien sind ohne Zweifel von guter Qualität, die Häuschen und Rohstoffe aus Holz, ist ja nicht mehr so üblich – in der heutigen Zeit bekommt man viel aus Plastik. Die Karten haben ein ungewöhnliches, quadratisches Format, sie sollten aber auf keinen Fall anders sein, denn alle Informationen die man benötigt, sind hier sehr übersichtlich angeordnet. Das Spielbrett ist aus festem Karton und beidseitig nutzbar, einmal mit der Deutschlandkarte und auf der anderen Seite mit der USA Karte, so hat man wenn man möchte gleich noch eine Erweiterung mit an Bord. Das Geld aus Papier ist leider nach oftmaligem Spielen, bald zerknickt und mit Fettfingern markiert.
Spielanleitung
Die Spielanleitung ist sehr gut strukturiert und sehr kurz gehalten, ein schneller Spieleinstieg ist ohne stundenlanges Wälzen der Anleitung also problemlos möglich. Es bleiben keine Fragen offen.
Spielablauf
Das Spiel besteht aus 5 Phasen, die jede Runde wieder neu durchlaufen wird.
Phase 1 Reihenfolge festlegen
Bei diesem Spiel ist das Festlegen des Startspielers etwas anders als bei anderen Spielen. Die Spielerreihenfolge erfolgt nicht wie üblich reihum, sondern sie wird nach jeder Runde neu festgelegt und zwar an Hand der meisten angeschlossenen Städte. Die anderen Spieler folgen dann ebenfalls anhand der Zahl ihrer angeschlossenen Städte. Diese Reihenfolge ist nicht unerheblich, da es nicht unbedingt immer am besten ist, der Erste zu sein. Bei Gleichstand ist derjenige der “Beste”, der das Kraftwerk mit der höchsten Nummer besitzt (also das Teurere). Die Häuschen der Spieler werden nun in Spielerreihenfolge auf die dafür vorgesehene Leiste gestellt. Von nun an gilt folgendes: Bei der Ersteigerung der Kraftwerke beginnt der “Führende” Spieler, bei allen anderen Phasen gilt die umgekehrte Reihenfolge, das heißt der zur Zeit “Schwächste” Spieler darf zuerst Rohstoffe kaufen und Städte anschliessen. Dies ist sehr wichtig für die Planung der Züge und sollte immer bedacht werden. Dieser Mechanismus bremst den führenden Spieler etwas aus, was auch durchaus Sinn macht, es ist aber kein Riesenvorteil für die anderen Spieler.
In der ersten Runde, wenn man noch keine Städte besitzt wird die Reihenfolge ausgelost.
Phase 2 Kraftwerke kaufen
In dieser Phase hat jeder Spieler die Möglichkeit ein Kraftwerk zu ersteigern. Diese haben immer einen aufgedruckten Mindestpreis und sie benötigen eine bestimmte Anzahl von Ressourcen um eine bestimmte Anzahl an Städten mit Strom zu versorgen. Natürlich sind die teureren Kraftwerke die beliebteren, denn sie benötigen meist weniger Rohstoffe um mehr Städte zu versorgen. Es beginnt der zur Zeit “Beste” Spieler und wählt ein Kraftwerk aus dem aktuellen Markt aus. Dieses wird nun versteigert. Er gibt ein beliebiges Gebot ab (der Mindestpreis muss geboten werden) nun können alle Spieler reihum höher bieten oder passen. Sobald ein Spieler passt, darf er bei diesem Kraftwerk nicht mehr mitbieten und scheidet somit aus dieser Versteigerung aus. Dies geht so lange bis nur noch ein Bieter übrig ist. Der Spieler bezahlt den zuletzt gebotenen Betrag an die Bank und legt das Kraftwerk vor sich aus. Es darf nur ein neues Kraftwerk pro Spieler je Runde ersteigert werden. Sollte der Spieler schon 3 Kraftwerke besitzen, muss er eines “Abreißen” und aus dem Spiel nehmen. Für das verkaufte Kraftwerk wird sofort ein neues vom verdeckten Stapel gezogen und in den Kraftwerksmarkt einsortiert, so dass immer die vier kleinsten Kraftwerke in der oberen Reihe liegen (aktueller Markt) und die vier höchsten in der unteren (zukünftiger Markt).
Phase 3 Rohstoffe kaufen
Beginnend mit dem zur Zeit “Schwächsten” Spieler können nun Rohstoffe vom Markt passend zu seinem vom Kraftwerk benötigten gekauft werden. Allerdings kann ein Kraftwerk nur maximal doppelt so viele Rohstoffe aufnehmen, wie es zur Versorgung benötigt. Der Spieler nimmt die Rohstoffe von den Feldern des Rohstoffmarktes, wobei die Zahlen auf den Feldern den Preis für je einen Rohstoffmarker angeben. Da zu zahlende Geld kommt in die Bank. Wenn eine Sorte Rohstoffe ausverkauft ist, gibt es in dieser Runde keine Möglichkeit, weitere Rohstoffe dieser Sorte zu bekommen.
Phase 4 Bauen
Nun kann man neue Städte an sein Stromnetz anschließen. Hier beginnt wieder der “Schlechteste” Spieler. Zu Spielbeginn besitzt man noch keine Städte. Nun sucht sich der Spieler eine freie Stadt aus, das bedeutet sie darf in Phase 1 noch von keinem anderen Mitspieler besetzt sein und muss sich innerhalb des anfangs festgelegten Spielbereichs befinden. Nun stellt er ein Häuschen seiner Farbe auf das Feld mit der 10, dies sind zugleich die Anschlusskosten für diese Stadt, der Erstanschluss kostet also 10 Elektro. So zeigt der Spieler mit Hilfe seiner eigenen Häuschen jeweils an welche Städte Teil seines Stromnetzes sind. Neue Städte können nur von eigenen Städten aus angeschlossen werden. Hierfür werden dann Verbindungskosten fällig, die Kosten zeigt die Strecke zwischen den Städten an, sowie dann die Anschlusskosten für die nächste Stadt (einer der drei Felder innerhalb einer Stadt). Die Kosten für Verbindung und Anschluss zahlt man an die Bank und kann beliebig viele Städte auf einmal anschliessen, solange man die Kosten bezahlen kann. In Stufe 1 kann jede Stadt nur von einem Spieler besetzt sein, in Stufe 2 von zwei und in Stufe 3 dann von drei Spielern. Die Anschlusskosten werden dann angepasst, auf das jeweilige Feld auf das man sein Häuschen stellt entweder 15 oder 20 Elektro. Jede Stadt darf nur jeweils 1x vom gleichen Spieler besetzt sein. Man kann sein Stromnetz natürlich auch durch schon besetzte Städte hindurchliefen um so auf ein freies Feld auf einer weiter entfernten Stadt zu gelangen, muss dafür aber auch die Verbindungskosten bezahlen. Sobald man neue Städte angeschlossen hat, wird sein Häuschen auf der entsprechenden Zählleiste weiter gesetzt.
Phase 5 Bürokratie
Nun folgt die Versorgungsphase. Nun wird geschaut wieviele Städte jeder Spieler mit seinen Kraftwerken versorgen kann oder will. Hierbei beginnt wieder der “Beste” Spieler obwohl das für diese Phase eigentlich unwichtig ist. Entsprechend der Anzahl versorgter Städte bekommt der Spieler Geld aus der Bank anhand der Übersichtskarte, muss dafür aber die verbrauchten Rohstoffe aus den benutzten Kraftwerken abgeben. Man kann sich aussuchen welche Kraftwerke man betreiben will, das bedeutet man muss nicht alle seine Städte versorgen, selbst wenn man es könnte. Selbstverständlich kann man auch “Überversorgen”.
Nun wird der Rohstoffmarkt anhand der Tabelle wieder aufgefüllt, dieses ist abhängig von der Spieleranzahl und der Stufe. Wenn nicht genug Rohstoffe im Vorrat vorhanden sind, werden diese vorübergehend nicht aufgefüllt.
Nun wird der Kraftwerksmarkt aktualisiert. Das größte Kraftwerk wird aus dem Kraftwerksmarkt genommen und unter den Nachzugstapel geschoben und durch das nächste obere vom Nachzugstapel ersetzt und danach entsprechend seiner Größe in den Markt einsortiert.
In Stufe 3 liegen dann immer nur noch 6 Kraftwerke im Markt, es darf aber auf alle geboten werden. Ab Beginn der Stufe 3 wird in Phase 5 immer das kleinste Kraftwerk aus dem Spiel genommen.
Anschließend wird noch die neue Spielerreihenfolge bestimmt und die Runde beginnt von neuem mit Phase 1.
Spielende
Das Spiel endet unter bestimmten Vorraussetzungen und ist von der Spieleranzahl abhängig. Wenn ein Spieler in Phase 4 eine bestimmte Anzahl von Städten an sein Stromnetz angeschlosse0n hat, wird das Spielende ausgelöst. In Phase 5 wird nun überprüft welcher Spieler die meisten eigenen Städte mit Strom versorgen kann. Es gewinnt also nicht zwangsläufig derjenige, der das Spielende ausgelöst hat.
Fazit
Funkenschlag ist ein knallhartes Wirtschaftsoptimierungsspiel. Es klingt für viele vielleicht eher langweilig, es spielt sich aber sehr flüssig und ist sehr eingängig und schnell erlernt. Das Regelwerk ist angenehm kurz und übersichtlich und könnte somit auch Wenigspieler an den Tisch bringen. Da es für jede Spieleranzahl bestimmte Modifikationen und verschiedene Spielendevorraussetzungen gibt, spielt es sich mit jeder Spieleranzahl schön flüssig. Der generelle Ablauf des Spiels ist nicht schwierig und läuft jede Runde in den beschriebenen 5 Phasen ab. Man muss aber schon sehr genau überlegen und rechnen und dadurch wird es auch wenn man nicht an der Reihe ist nicht langweilig, weil man dann schon mit Umplanen oder der Optimierung seines folgenden Zuges beschäftigt ist. Das fängt schon mit dem Kauf eines Kraftwerkes an. Wieviel bin ich bereit dafür zu investieren und passt das dann auch mit dem Rohstoffmarkt. Ist dann noch genügend für mich übrig zu Preisen die ich auch noch bezahlen kann, gerade dann wenn ich in der Reihenfolge ziemlich weit hinten liege? Denn haben viele Spieler ein Kraftwerk das dieselben Rohstoffe wie ich benötige wird es gleich viel teurer oder auch unbezahlbar, da nutzt mir auch ein tolles Kraftwerk wenig. Kaufe ich dann vielleicht viele Rohstoffe ein um für die nächste Runde schon versorgt zu sein oder einem anderem Mitspieler mit den gleichen Rohstoffen einen Strich durch die Rechnung zu machen, weil er dann tiefer in die Tasche greifen muss, oder vielleicht gar keine Rohstoffe der Sorte mehr bekommt und dadurch in der Bürokratiephase weniger Geld bekommt? Man muss also ständig wichtige Entscheidungen treffen und das macht den großen Reiz und Spaß in Funkenschlag aus. Man muss ständig auch die anderen Mitspieler im Auge haben um zu schauen in welche Richtung sich das Spiel nun entwickelt und vielleicht nochmal umdenken. Oft fehlt einem zur nächsten Stadt oder zum nächstem Rohstoffarmer nur ein Elektro. Funkenschlag hat den Vorteil das es auch bei wiederholtem Spiel nicht langweilig wird, denn die sich ständig ändernden Spielfaktoren sorgen immer wieder für Spannung. Die vielfältigen Mechanismen die einem zum Sieg führen können ändern sich ständig, so dass oft erst in der letzten Runde der Sieger feststeht.
Es gibt zu Funkenschlag schon zahlreiche Erweiterungen in Form von neuen Länderkarten die auch jeweils beidseitig bedruckt sind. Der Clou daran ist, das diese auch ähnlich der tatsächlichen Energieversorgungssituation des Landes, aufgebaut sind. Das heißt das es z.B. in machen Ländern keine Atomkraft gibt, oder auch manchmal in großen Ballungsgebieten auch der Strom ausfallen kann und man dann für diese Städte in der Runde keine Einnahmen bekommt. Man merkt das sich der Autor sehr viel Mühe mit den Details gegeben hat und der Bezug zur Realität auch gegeben ist. Jede Karte spielt sich wirklich anders und hat seinen Reiz und Sonderregeln. Auf die jeweiligen Erweiterungen nehmen wir in einer anderen Rezension noch Stellung.
In unserer Spielerunde kommt Funkenschlag immer wieder auf den Tisch. Alle mögen es, auch Spieler die nicht so häufig mit am Tisch sind wie wir. Weil es wirklich einfach zu verstehen ist und einen immer wieder durch die veränderten Spielsituationen in seinen Bann zieht aus dem man sich schlecht befreien kann. Das Geld ist bei uns schon ganz abgegriffen, das tut dem Spielspaß aber keinen Abbruch. Eine ganz klare Kaufempfehlung für dieses im Retro – Stil gemachte wunderbare Spiel. Nicht umsonst hat es schon einige Preise bekommen und ist das bekannteste von Friedemann Frieses Spielen.
Unsere Wertungen
Gesamtwertung: | 8.5 /10.0 |
Martin | |
Ein schönes Spiel über den Wettstreit auf dem Energiemarkt, das bei uns gern auf den Tisch kommt. |