Über das Spiel Barony bin ich auf einer der letzten Messen in Essen aufmerksam geworden. Am großen Stand von Matagot waren einige Spiele aufgebaut, doch leider ließ sich kein freier Platz entdecken. So zum Zuschauen verdammt, dauert es trotzdem nicht lange, bis es mir gefiel und ich es, sogar mit deutscher Anleitung, kaufte. Das Artwork sprach mich schon auf der SPIEL total an und auch die kurze Spieldauer von 40 Minuten, war sehr verlockend.
Spielprinzip/Idee
Im entlegensten Teil des Kaiserreichs streiten 4 Barone um die Macht. Wir verkörpern jeweils einen dieser Barone. Mit unseren Ritterarmeen vergrößern wir unsere Ländereien, errichten Dörfer, Festungen und Städte. Mit dem erlangten Ruhm steigen wir in der Gunst des Kaisers auf. Am Ende dieses Machtkampfes wird einer von uns zum König.
Spielanleitung
Die Anleitung ist mit 4 Seiten kurz und auch hier noch mit vielen bebilderten Beispielen versehen. Alle Aktionen und Figuren sind einzeln erklärt und es bleiben eigentlich keine Fragen offen. In meiner Version liegt die Anleitung in mehreren Sprachen vor, habe gehört das viele sie nur in Englisch bzw. Französisch haben.
Spielmaterial
Ja das Spielmaterial ist der Grund, warum ich mir das Spiel zugelegt habe. Die Spielplanteile sehen alle wunderschön aus und die verschiedenen Figuren und Gebäude sind alle aus Holz, die Ressourcenmarker aus stabiler, dicker Pappe, genauso wie die Wertungstafel. Die Symbolik auf den Spielerhilfen ist nicht so ganz offensichtlich, aber nach einer Zeit auch kein Problem mehr.
Infobox – Barony
Autoren | Marc André, Marc André |
Grafiker | Ismaël Pommaz |
Verlag | Asmodee, Matagot, Rebel |
Jahr | 2015 |
Thema | Abstrakte Strategie, Mittelalter, Gebietsausbau |
Mechaniken | Gebietskontrolle, Gebietsbewegung, Modulares Spielbrett |
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Spielablauf
Der Spielplan besteht aus mehreren Geländekarten mit unterschiedlichen Landschaften. Diese sind Wald, See, Acker, Ebene und Gebirge. Dabei gibt es folgende Dinge zu beachten:
- Auf einem Waldfeld kann keine Stadt gebaut oder eingesetzt werden.
- Seefelder können im Spiel von keinerlei Figuren überquert oder besetzt werden.
- Im Gebirge genügt eine eigene Figur, um einen anderen Spieler daran zu hindern, es zu betreten.
- Acker und Ebene sind die wertvollsten Geländearten im Spiel. Durch die wird es einfacher aufzusteigen, wenn man die Aktion “Adelstitel” wählt.
Pro Spieler werden 9 dieser Geländekarten benötigt und zufällig zusammengebaut. Für jede Region, außer dem See gibt es Ressorcenmarker, diese werden neben dem Spielplan bereit gelegt.
Jeder Spieler übernimmt eine Spielerfarbe und erhält die zugehörigen Gebäude. Die Wertungssteine kommen auf das Feld 0 der Wertungsskala.
Jeder Spieler darf nun zu Beginn 3 Städte und 3 Ritter einsetzten. Der Startspieler beginnt und setzt jeweils eine Stadt und einen Ritter, dann folgen die anderen, der letzte Spieler allerdings darf sofort alle seine 3 Städte und Ritter setzten. Nun setzten die anderen Spieler entgegen dem Uhrzeigersinn ihre verbleibenden 2 Städte mit Ritter. Auf See- und Waldfeldern dürfen keine Städte errichtet werden, Städte dürfen auch nicht angrenzend an eine andere Stadt (auch nicht die eigene) gesetzt werden.
Folgende Figuren gibt es im Spiel:
- Ritter: Ritter werden in Städten rekrutiert. Sie bewegen sich von einem Feld auf ein anderes, um Land zu erobern, Gegner anzugreifen oder zur Verteidigung. Sie können durch 1 Dorf oder 1 Festung ersetzt werden. Ein Ritter wird durch zwei gegnerische, gleichfarbige Figuren vernichtet.
- Städte: Ein Feld mit einer Stadt ist für gegnerische Ritter nicht betretbar. Ein Dorf kann zu einer Stadt werden. Jede neue Stadt bringt 10 SP ein.
- Dörfer: Ein Spieler kann einen Ritter auf dem Spielplan durch ein neues Dorf ersetzen. Städte können nur aus Dörfern errichtet werden. Ein Dorf kann durch 2 gegnerische, gleichförmige Ritter vernichtet werden.
- Festungen: Ein Ritter auf dem Spielplan kann durch 1 Festung ersetzt werden. Eine Festung ist für gegnerische Ritter unbetretbar.
Das Spiel läuft im Uhrzeigersinn in einer Reihe von Zügen ab. Wer am Zug ist, darf genau eine der folgenden Aktionen auswählen:
- Rekrutieren: Mit dieser Aktion wählt der Spieler eine Stadt und setzt bis zu zwei Ritter aus seinem Vorrat auf das Feld dieser Stadt, grenzt dieses Feld an einen See darf er sogar 3 Ritter einsetzten.
- Bewegen: Hier dürfen 1 oder 2 Ritter auf ein angrenzendes Feld bewegt werden. Derselbe Ritter darf jedoch nicht zweimal bewegt werden. Auf demselben Feld dürfen sich beliebig viele Ritter des Spielers befinden. Ein Ritter darf jedoch nicht auf ein Seefeld, auf ein Feld mit Stadt oder Festung eines Gegners, ein Feld auf dem mindestens 2 Figuren desselben Gegners stehen, auf ein Gebirgsfeld, auf dem eine gegnerische Figur steht, bewegen.
Auf einem einzelnen Feld können die Figuren unterschiedlicher Spieler friedlich koexistieren, solange ein Spieler dort nicht mehr als 1 Figur (Dorf oder Ritter) besitzt. Wenn ein Spieler, dessen Figur bereits in einem Feld anwesend ist, einen weiteren seiner Ritter in dieses Feld bewegt, werden alle gegnerischen Figuren auf diesem Feld zerstört. Zerstört ein Spieler ein Dorf eines Gegners, nimmt er sich von diesem Spieler einen Ressourcenmarker (Siegpunkte). Der Angreifer sucht sich diesen aus.
- Bau: Der Spieler kann 1 oder mehrere Ritter auf dem Spielfeld durch je 1 Dorf oder je 1 Festung aus seinem Vorrat ersetzen. Pro neuem Gebäude erhält man sofort einen Ressourcenmarker, der der Geländearten des jeweiligen Feldes entspricht. Es kann nur ein Gebäude pro Feld stehen. Es kann nicht gebaut werden, wenn ein gegnerischer Ritter auf dem Feld steht.
- Stadt: Der Spieler ersetzt eines seiner Dörfer durch eine Stadt aus seinem Vorrat und erhält sofort 10 SP.
- Feldzug: Der Spieler nimmt 2 Ritter aus seinem Vorrat, einer davon kommt dauerhaft aus dem Spiel und der andere auf ein freies Feld seiner Wahl am Spielplanrand.
- Adelstitel: Zu Anfang des Spiels besitzen alle Spieler den Titel Baron. Sie können im Verlauf zum Vicomte, Graf, Marquis und Herzog werden. Wer Ressorcenmarker im Wert von mindestens 15 (goldenen) Punkten abwirft, darf seinen Wertungsstein um ein Feld nach rechts auf der Wertungstafel bewegen. Ressorcenmarker werden nie gewechselt, zuviel gezahlte Punkte sind verloren. Man kann nie mehr als einen Rang gleichzeitig aufsteigen, selbst wenn man genug Ressourcenmarker dafür besitzt.
Jede der 4 unterschiedlichen Ressorcenmarker hat Punkte, die entweder für die Aktion “Adelstitel” benutzt werden können (goldene Zahl) oder bei Spielende zum Gesamtwert des Spielers addiert werden können (silberne Zahl).
Spielende
Wenn der erste Spieler zum Herzog wird, wird die Runde noch beendet. Nun zählt jeder Spieler die Werte seiner ungenutzten Resourcenmarker (silberne Zahl) zu seinen Siegpunkten auf der Wertungstafel hinzu. Wer die meisten SP hat wird König und gewinnt das Spiel. Bei Gleichstand gewinnt derjenige, der am weitesten vom Startspieler entfernt ist.
Fazit
Barony ist ein klassisches Eroberungsspiel mit strategischen Komponenten. Begehrt und umkämpft sind natürlich die punktreichen Acker- und Ebenenfelder.
Wieviel Interaktion eine Partie Barony liefert liegt dabei allein in den Händen der Spieler. Es kommt ganz ohne Glücksmomente aus, keine Würfel keine Karten, bei dem es gilt seine erworbenen Ressourcenplättchen geschickt abzusichern.
Es fühlt sich rundum stimmig an und spielt sich sehr flott und flüssig. Eine Partie dauert ca. 45 Minuten und lässt immer die Option zu einer Revanche. Die Mechanismen greifen gut ineinander und schon in der ersten aber spätestens in der zweiten Runde weiß man Bescheid und braucht auch nichts mehr nachzulesen.
Man sollte zusehen, nicht an allzu vielen Fronten kämpfen zu müssen und auch nicht als leichte Beute zu fungieren. Der vermeintlich stärkste Gegner kann ja auch von mehreren Spielern angegriffen werden. Man muss sich aber auch nicht wundern, wenn einem hinterrücks jemand in den Rücken fällt.
Schönes, kurzes, konfrontatives Spiel, was keine 3 ‑4 Stunden dauert und trotzdem Spaß macht.
Unsere Wertungen
Gesamtwertung: | 8.0 /10.0 |
Peter | |
Ich kann dieses Spiel für Gelegenheitsspieler oder als “Absacker” für Vielspieler definitiv empfehlen. Kurzer, einfacher Regeleinstieg und die geringe Spieldauer, sind Punkte die dafür sprechen. Strategie überwiegt dem Glücksfaktor, es gibt keine Würfel oder Zusatzkarten. Manko: Startspieler zu werden, war noch nie so unattraktiv wie bei diesem Spiel. |